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Unverpackt: Die Tante Emmer im Herzen von Passau

Bald gibt es wieder einen Unverpackt-Bioladen in der Stadtmitte von Passau! Inhaberin Carola Böhm bereitet derzeit die Eröffnung ihres Ladens „Tante Emmer – unverpackt & bio“ in der Grabengasse 23 vor. Am 14. September wird es soweit sein.

7/23/2017 - Simon Nestmeier
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Unverpackt: Die Tante Emmer im Herzen von Passau

Es war ein langer Weg zum neuen Unverpackt-Laden in Passau. Carola Böhm ist zwar noch nicht ganz am Ende der Vorbereitungszeit, die nach der Schließung des ersten Passauer Unverpackt-Ladens im Sommer 2016 begann. Damals konkretisierte sich die Idee, dass das Konzept in der Dreiflüssestadt auf jeden Fall nicht aufgegeben werden sollte. Nachdem erst einige administrative Hürden überwunden werden mussten, ist Frau Böhm nun dabei, ihr Geschäft in der Grabengasse 23 einzurichten.

Die zukünftige Inhaberin von Tante Emmer, Carola Böhm, blickt mit viel Vorfreude auf ihre zukünftigen Aufgaben.

Die zukünftige Inhaberin von Tante Emmer, Carola Böhm, blickt mit viel Vorfreude auf ihre zukünftigen Aufgaben.

Bild: Sarah Heyer

Wie unverpackt aussieht

Unverpackt-Läden sind inzwischen nicht mehr nur in den hippen Vierteln europäischer Großstädte anzutreffen, sondern schaffen es seit ein paar Jahren auch in kleinere Städte. Da es sich zumeist um unabhängige Geschäfte handelt, sind sie trotz ihres gemeinsamen Nenners – möglichst viel Verpackung einzusparen – sehr unterschiedlich und Ausdruck der individuellen Kreativität des jeweiligen Inhabers.

Trockenprodukte werden aus großen Behältern in wiederverwendbare Gefäße abgefüllt.

Trockenprodukte werden aus großen Behältern in wiederverwendbare Gefäße abgefüllt.

Bild: Sarah Heyer

So auch bei Tante Emmer in Passau. Das noch nicht fertig eingerichtete Geschäft in der Grabengasse lässt bereits den individuellen Touch der zukünftigen Inhaberin durchblicken. Ihr Ziel: die Kundschaft bringt ihre eigenen Behälter mit. Alternativ gibt es im Laden Pfandgläser in verschiedenen Größen oder Baumwolltaschen. Damit das Konzept stimmig bleibt, werden Papiertüten „nur in Ausnahmefällen“ herausgegeben. Am Anfang mag das für Einkäufer eine Umstellung bedeuten, schließlich läuft es ja auf ein anderes Einkaufsverhalten hinaus.

„Ein wenig Erziehung steckt da schon drin“, sagt Carola Böhm, „Aber mit der Zeit werden sich die Kunden daran gewöhnen.“ Aufgrund ihrer Erfahrungen als Verkäuferin auf dem Wochenmarkt ist sie sehr zuversichtlich, was die zukünftigen Verbrauchergewohnheiten ihrer Kundschaft anbelangt. Viele Menschen sind heute für das Thema Verpackung sensibilisiert: „Manchen Kunden auf dem Wochenmarkt war es peinlich, keine eigene Einkaufstasche dabei zu haben. Für die Tante Emmer bin ich deshalb optimistisch, dass sie nach einer gewissen Umgewöhnungszeit ihre Behälter fast reflexartig mitnehmen.“

Anders als in Läden, wo alles bereits griffbereit parat liegt, lässt Tante Emmer die Ladeninhaberin und die Verbraucher näher zusammenrücken. Gespräche, wie beispielsweise beim Abfüllen in die von den Verbrauchern mitgebrachten Gefäße, gehören da quasi automatisch mit zum Konzept, die fast beiläufige fachkundige Beratung ebenso.

Diese Interaktion schafft ein spielerisches Moment und bietet vor allem auch etwas für Kinder. Nämlich ein spezielles Erlebnis beim Einkaufen, das man nicht überall findet. Wenn man beobachten kann, wie die Haferflocken oder Rosinen aus den großen Behältnissen in den Regalen gemächlich durch den Abfüller rieseln, schafft das einen ganz anderen Bezug zum Produkt als beim herkömmlichen Einkauf mit standardisierten Verpackungsgrößen.

Von der Idee des spielerischen Einkaufserlebnisses inspiriert ist auch die fest eingeplante Getreidemühle bei Tante Emmer. Je nach Kundenwunsch kann das Getreide dann in die gewünschte Korngröße vermahlen werden. Ob es analog dazu auch noch eine Flockenquetsche (zur Herstellung von Getreideflocken) geben wird, steht noch nicht ganz fest.


Bio-Sortiment mit Bekenntnis zu Regionalität

Das Sortimentwird zu 100% bio-zertifiziert sein, mit möglichst vielen regionalen Bezugsquellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem klassischen Trockensortiment. Ausgefallene Nudeln, Müslisorten, Getreide als Korn, Flocken, Gries oder Mehl von der Getreidereinigung Dankesreiter gehören selbstverständlich dazu, aber auch Trockenobst oder Ölsaaten wie Leinsamen. Daneben gibt es eine reiche Auswahl an Gewürzen und Backzutaten. Ein kleines Feinkostsortiment rundet das ganze ab: Essig und Öl, ein paar Süßigkeiten, eine kleine Bierauswahl vom Thomasbräu sowie Tees und Kaffee.

Frisches Obst und Gemüse wird je nach saisonaler Verfügbarkeit lose angeboten. Milchprodukte sind je nach Eigenschaft lose oder in Pfandgläsern verfügbar. Käse wird offen verkauft und nach Bedarf abgewogen, den Joghurt aus dem oberösterreichischen Esternberg gibt’s in Pfandgläsern. Auch Brot, von der Mühlenbäckerei Grafmühle aus Thyrnau, kann man bei Tante Emmer erwerben.

Neben den vegetarischen Lebensmitteln wird ein öko-zertifiziertes Angebot an Wasch- und Reinigungsmitteln, Seifen und Kosmetika das Sortiment komplettieren.

Darüber hinaus ist in Planung, in der Grabengasse vor der Tante Emmer auch eine kleine Sitzgelegenheit entstehen zu lassen. Nachmittags kann man sich dann beim Stadtbummel mit Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen.


Ein paar Worte zum Namen: Der Emmer

Auf das Wortspiel aus „Tante Emma-Laden“ und der alten Getreidesorte „Emmer“, das dem neuen Passauer Unverpackt-Laden zu seinem Namen verhalf, kamen Freunde der Inhaberin. „Moment mal, Emmer, das habe ich schon einmal gehört“, wird sich der ein oder andere denken, aber kannten Sie schon die Geschichte dahinter?

Der Emmer (auch: Zweikorn) gehört zu den ältesten vom Menschen kultivierten Nutzpflanzen. Sein Anbau geht bis ins achte Jahrtausend v. Chr. zurück. Auf die Urform, den Wilden Emmer (Triticum dicoccoides)gehen nicht nur die heutigen Formen Schwarzer, Weißer und Roter Emmer zurück, sondern auch der Hartweizen. Wie bei so vielem liegt auch das Ursprungsgebiet des Emmers im Fruchtbaren Halbmond und das Getreide kam erst im Laufe der Jahrtausende nach Europa. In der antiken Welt gehörte der Emmer zu den wichtigsten Getreidearten und galt zeitweise als der „Weizen von Rom“. Die Alten Ägypter brauten ihr Bier meist mit Emmer. Mit der Zeit wurde er jedoch immer stärker vom Weizen verdrängt und fristet heute eher ein Nischendasein, das aber wieder zunehmend Beachtung findet.

Der Emmer gehört zu den ältesten kultivierten Pflanzen überhaupt. Seine Ursprünge liegen im Nahen Osten.

Der Emmer gehört zu den ältesten kultivierten Pflanzen überhaupt. Seine Ursprünge liegen im Nahen Osten.

Bild: Daniel: „Diagonale grise“, Lizenziert unter CC BY-SA 2.0

Denn der Emmer war nie ganz verschwunden und wird vereinzelt auch in Bayern und Österreich kultiviert. Kleinere Anbaugebiete des Weißen Emmers befinden sich außerdem im Elsass und in der Pfalz. In manchen Gegenden der iberischen Halbinsel ist der Emmer bis heute ein geschätztes und gesundes Viehfutter. Und in Teilen der Toskana blickt der Emmer (ital.: farro) auf eine lange Tradition zurück. In den historischen Provinzen Lunigiana und Lucca verwendet man das Getreide für das traditionelle Bauerngericht zuppa di farro, die Emmersuppe, die seit einigen Jahren auch in anderen Gegenden Italiens sehr beliebt wurde.

Im Vergleich zum Hartweizen ist der Emmer sehr widerstandsfähig. Er eignet sich somit auch hervorragend für nachhaltige bzw. ökologische Bewirtschaftungsformen. Geschätzt werden vor allem sein ausgesprochener Gleichmut gegenüber Trockenheit sowie seine hohe Krankheitsresistenz. Auch stellt er keine hohen Ansprüche an die Bodenqualität und hält sogar Temperaturen von bis zu minus 20 Grad aus! Gedroschen wird der Emmer später als alle gängigen Getreidesorten, in Bayern und Österreich meist Ende September bis Anfang Oktober. Der Hektarertrag ist beim Emmer natürlich geringer als beim Weizen, dafür übertrumpft er seinen botanischen Neffen in Sachen Nahrhaftigkeit und Geschmack.

So passt das namensgebende Getreide ideell sehr gut zu Carola Böhms Bioladen: Das Sortiment bei Tante Emmer ist natürlich überschaubarer als im Standard-Supermarkt, dafür übertrumpft sie ihn in Sachen Nachhaltigkeit und Geschmack. Wie die uralte Kulturpflanze ist auch Tante Emmer etwas Besonderes und dennoch unaufdringlich – auf den ersten Blick vielleicht fast etwas unauffällig, auf den zweiten umso interessanter.


Coming soon…

Am 14. September ist es soweit, und die Tante Emmer wird eröffnen! Und am 29. September gibt’s ein großes Eröffnungsfest für alle! In Kürze gibt es auch eine eigene Tante-Emmer-Homepage sowie die entsprechende Social-Media-Präsenz.

Tante Emmer
Unverpackt & Bio
Grabengasse 23
94032 Passau
Facebook

Voraussichtliche Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9:30 – 18:00 Uhr
Samstag: 9:30 – 14:00 Uhr

Mit diesem Link geht’s zu einem Video über den neuen Tante Emmer Laden in Passau!

https://youtu.be/J_hH5y_oJMw

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